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Die Stadt Kufstein war in diesem Jahr der Gastgeber für die österreichweite Waldbaureferententagung, die sich auf das Thema "Bestandesumwandlung im Kufsteiner Quellschutzwald" konzentrierte. Die zweitägige Veranstaltung, die am 4. und 5. Oktober stattfand, brachte führende Experten aus Bund und Bundesländern zusammen, darunter Waldbaureferenten von Landesdienststellen, dem Bund und Landwirtschaftskammern.
Bürgermeister Mag. Martin Krumschnabel hieß die Teilnehmer herzlich in Kufstein willkommen und betonte die Bedeutung der Trinkwasserqualität aus dem Kaisergebirge sowie die Schönheit der Stadt, die den Delegierten einiges zu bieten hat. Im Bezirk Kufstein gibt es insgesamt fünf Naturschutzgebiete, darunter das Kufsteiner Kaisertal.
Eine zentrale Aussage während der Tagung war, dass 90% des benötigten Trinkwassers in Kufstein aus Quellwasser im Kaisertal stammen. Der Rest wird aus Tiefbrunnen gewonnen, wobei der Schutz des Quellschutzwaldes von höchster Priorität ist. Stadtförster Philipp Weninger wies auf die besondere Bedeutung des Kaisergebirges hin. Dieses Naturschutzgebiet fungiert als Musterprojekt, das sowohl die Bewirtschaftung von Almen als auch die Erhaltung der Wasserqualität in den Fokus stellt. Aufgrund der 90%igen Abhängigkeit von Quellwasser für die Wasserversorgung in Kufstein ist der Schutz des Quellschutzwaldes von enormem Wert. Die Zusammenarbeit zwischen der Landwirtschaft und dem Naturschutz spielt eine entscheidende Rolle, um die 2.000 Hektar umfassenden Flächen zu erhalten, wofür 4 Forstfacharbeiter verantwortlich sind.
Kufstein verfügt über zwei Wasserquellen: den Tiefbrunnen Fürhölzl und die Hofinger Quelle im malerischen Kaisertal. Beide Quellen sind in der Lage, Kufstein mit ausreichend Wasser zu versorgen. Die Hofinger Quelle zeichnet sich dabei durch einen besonderen Vorteil aus – ihr Wasser gelangt mithilfe der natürlichen Schwerkraft nach Kufstein und stellt somit eine kostengünstige und besonders krisensichere Versorgungsoption dar. Angesichts der Tatsache, dass eine Stadt wie Kufstein bei nur zwei Versorgungsmöglichkeiten bereits an der unteren Grenze der Versorgungssicherheit operiert, werden diese beiden Optionen mit höchster Sorgfalt betreut und abgesichert.
Reinhard Senfter, Bereichsleiter für Wasser/Kanal/Wärme und Geschäftsführer des Abwasserverbands, beleuchtete während der Veranstaltung das Wasserthema eingehend. Er unterstrich die enge Zusammenarbeit zwischen dem Wasserversorger und der Stadtforstverwaltung. Diese partnerschaftliche Kooperation gewährleistet nicht nur eine zuverlässige Wasserversorgung für die Stadt, sondern zeigt auch das gemeinsame Engagement für die langfristige Sicherung der Trinkwasserressourcen in Kufstein.
Eine weitere wichtige Erkenntnis, die während der Tagung hervorgehoben wurde, ist die Notwendigkeit der Anpassung der Waldbesetzung an den Klimawandel. Die Veränderungen im Klima geschehen deutlich schneller, als der Wald selbst darauf reagieren kann. Ein weiteres Problem ist der hohe Wildstand und die Jagd, die die Wiederbewaldung beeinträchtigen.
Neben den fachlichen Themen spielt die Stärkung und Weiterentwicklung des Netzwerks der "Waldbauer" in Österreich eine entscheidende Rolle. Ein herausragendes Beispiel für den erfolgreichen Wissenstransfer ist der Bereich der Laubholzaufforstung und -pflege, bei dem Verantwortliche aus verschiedenen Regionen Österreichs dank der Referententagung voneinander profitieren konnten. Insgesamt bot die Waldbaureferententagung in Kufstein eine wertvolle Gelegenheit für den interdisziplinären Austausch und die Diskussion von zentralen Themen im Bereich der Waldwirtschaft und des Umweltschutzes, insbesondere in Bezug auf den Schutz des Quellschutzwaldes und die Herausforderungen des Klimawandels.
Im Rahmen der Waldbaureferententagung in Kufstein wurden auch bedeutende Fachvorträge von Teilnehmern mit besonderer Expertise präsentiert, darunter:
Bezirksforstinspektion DI Markus Wallner leitete die Tagung mit einer herzlichen Begrüßung und einer einführenden Präsentation über den Bezirk Kufstein. Er betonte, dass der Bezirk Kufstein 113.000 Einwohner zählt und ein Dauerbesiedlungsraum von 27% aufweist. Beeindruckende 58% des Gebiets sind bewaldet, und es beherbergt fünf Naturschutzgebiete und -waldreservate, darunter das Kaisergebirge. Die Exkursion am 5. Oktober führte die Teilnehmer in diese faszinierende Umgebung mit einer Durchschnittstemperatur von 8°C. DI Markus Wallner hob die aktuellen klimatischen Herausforderungen und die Borkenkäferproblematik hervor, während er die geologische Vielfalt mit 63 verschiedenen Waldtypen im Bezirk Kufstein erläuterte. Diese Bandbreite erfordert eine breitgefächerte Bewirtschaftung und bedeutet eine hohe Anzahl an Privatwaldanteilen. Es bestehen besondere Herausforderungen im Umgang mit den Waldbesitzern und den Auswirkungen des Klimawandels.
Landesforstinspektor DI Kurz Ziegner zeigte sich erfreut über die Ausrichtung der jährlichen Tagung in Kufstein. Er präsentierte das Projekt "Klimafitter Bergwald" und erörterte die Anpassungsstrategie des Tiroler Forstdienstes an den Klimawandel. Die Erwärmung des Weltklimas liegt bei rund 1,3%, mit Rekordtemperaturen in den Weltmeeren. Tirol wird voraussichtlich bis Mitte des Jahrhunderts einer Erwärmung von etwa 1,5 bis 2°C ausgesetzt sein. Bis zum Ende des Jahrhunderts könnte die Temperatur um bis zu 4°C ansteigen. Diese Veränderungen erfordern eine Anpassung an verschiedene Baumarten und eine Neuausrichtung in der Beratung. Insbesondere die Fichte unter 1000 m Seehöhe bereitet aufgrund ihrer Anfälligkeit massive Probleme. Das Credo für die Zukunft lautet "Vielfalt und Pflege fördern", um klimaangepasste Wälder zu etablieren.
Stadtförster Philipp Weninger betonte die zentralen Botschaften für die Quellwaldbewirtschaftung: Der Fokus muss auf der Erhaltung und Verbesserung der Trinkwasserqualität liegen, was eine ganzheitliche Betrachtung der Bewirtschaftungsbereiche erfordert. Ein stabiler Wald und eine extensive Landwirtschaft sollen über die gesamte Fläche angestrebt werden, wobei die Herausforderung darin besteht, heute Entscheidungen zu treffen, die sich auf den Wald in 100 Jahren auswirken werden. Angesichts der unterschiedlichen Szenarien, die vom Verhalten der Menschheit abhängen, sind Wissenstransfer aus der Forschung, die Stärkung der Resilienz und die Risikostreuung entscheidende Prämissen für jede zukünftige Entscheidung im Kontext der Quellwaldbewirtschaftung.
DI Hermann Schmiderer von den Österreichischen Bundesforsten unterstrich die wichtige Rolle der Waldbaureferenten bei der waldbaulichen Linie und Beratung auf nationaler und regionaler Ebene. Er betonte, dass die aktuellen Schwerpunkte der Diskussionen die Bewältigung der Herausforderungen des Klimawandels, die Auswahl geeigneter Baumarten für klimafitte Wälder, Maßnahmen zur Wiederbewaldung nach großflächigen Störungen wie dem Borkenkäferbefall und die Entwicklung effizienter Methoden zur Laubholzpflege sind. Die Waldbaureferenten spielen eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung der Zukunft der österreichischen Wälder.